Die Schlehe

Publiziert in Aktuelles

Der erste Schnee in den Bergen ließ die tiefblauen, reifüberzogenen Beeren der Schlehen reifen. So ist jetzt die beste Zeit, die blauen Wunderkugeln zu ernten und zu ebenso feinen wie gesunden Rezepturen zu verarbeiten.
Eine Kolumne von Pflanzenkundlerin Adelheid Lingg


Adelheid Lingg2017Adelheid Lingg's Seminare und Vorträge über das Wesen und die heilenden Kräfte der Pflanzen werden hoch geschätzt - auch auf den Gartentagen Lindau begeistert sie seit Jahren eine eingeschworene Fangemeinde. Die staatlich geprüfte Natur- und Landschaftsführerin betreibt eine Gesundheitspraxis, ist erfolgreiche Buch-Autorin und vielen auch als Kräuterexpertin des Bayerischen Fernsehens bekannt. www.die-leda.de

Der bis zu 3 Meter hohe, stark verzweigte Schlehdorn (Prunus spinosa) kann ein ehrwürdiges Alter bis über 500 Jahre erreichen und liebt kalkige Böden, sonnige Berghänge, Waldränder oder wilde Hecken. Er gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Als die „Mama“ aller Pflaumenbäume hat die Schlehe eine reiche Kinderschar. Sie war seit ältester Zeit Schutz- und Nahrungsgehölz und schon in der Jungsteinzeit ein Wegbegleiter der Menschen.

Viele Ernte-Orakel bezogen sich auf den Zeitpunkt und die Fülle der Schlehenblüte. „Erst wenn der Schwarzdorn blüht, der Winter vom Land ganz auszieht“ oder „Ist die Schlehenblüte reich, gibt’s viel Wein im Herbst auch gleich.“ Das überirdische Weiß der Blüten ließ die Menschen an den Kindersegen denken: “Starke Schlehenblüte im Frühling, gibt viel Geburten übers Jahr.“ Und die vielen kleinen Singvögel, die mit Vorliebe in den Zweigen der Schlehe nisten, können den kleinen neuen Erdenbürgern gleich ein Wiegenlied singen.

Der stark bewehrte „Schutzbaum“ umstand oft Haus oder Hof und bewahrte vor Blitz, Feuer und Krankheiten. Wenn er sich seinen Standplatz aussuchen kann, sucht der Schlehdorn oft Reizzonen zum Wachsen aus und wandelt die gestörten Energien um. So sind Zubereitungen aus dem Schlehdorn voller Stärke, Erneuerungskraft und Vitalität. Schlehe ist zudem eine starke Kraft- und Schutzräucherung und hilft durchzuhalten.

Inhaltsstoffe:

Blüten: Flavone, Cumarin und Amygdalin, ein Blausäureglykosid, das beim Trocknen abgebaut wird.

Blätter: zusätzlich Gerbstoffe, Bitterstoffe

Früchte: reichlich Vitamin C, Fruchtsäuren, viele Gerbstoffe, Flavonoide, Pektin, Zucker, Harz

Die Kerne enthalten mehr Blausäure und sollten nicht verzehrt werden.

Wirkungsweise: zusammenziehend, verdauungsfördernd, appetit- und stoffwechselanregend, abwehrkräftigend, abführend, harntreibend, blutreinigend, hautheilend, entzündungswidrig, krampf- und steinlösend.

Pfarrer Kneipp (1935) lobte die Schlehen. „Die Schlehdornblüten sind das schuldloseste Abführmittel und sollten in jeder Hausapotheke zu finden sein.“

Tee aus Beeren: regt den Appetit an, durch Steigerung der Magensaftsekretion, zum Gurgeln bei Zahnfleischbluten.
Bei Nierenleiden Schlehenfrüchte, Hagebutten und Haferstroh zu gleichen Teilen mischen. Davon 3 Tassen pro Tag trinken.

Schlehenmus: Bei Magen-, Nieren- und Blasenleiden, bei Durchfall mit Erbrechen als kräftigendes Stärkungsmittel. 1 Pfund Schlehen werden mit wenig Wasser weichgekocht und durch ein Sieb passiert. Mit ½ Pfund Zucker, ½ TL Zimt und 1/8 TL Vanillepulver vermischen und unter Rühren kochen, bis es eindickt. Dann etwas Kirschwasser dazugeben und in Twist-Off-Gläser füllen.


Ihre Adelheid Lingg

Buchtipp: Das Heilpflanzenjahr, von Adelheid Lingg, Kosmos Verlag Stuttgart, € 19,99

 

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