Natur des Jahres 2019

Publiziert in Aktuelles
Kugeldistel Echinops Kugeldistel Echinops Bild: GMH/Erich Luer

Um auf besondere oder besonders gefährdete Pflanzen und Tiere hinzuweisen, werden jedes Jahr in verschiedenen Kategorien Arten ausgewählt. Wir haben die wichtigsten für Sie rausgesucht:

Pflanzen des Jahres

Zur Staude des Jahres wurden für dieses Jahr die Edeldisteln gewählt. Diese Pflanzengruppe zeichnet sich als erstes durch die Dornen aus, mit denen sie sich vor dem Gefressenwerden schützt. Sie wird vor allem von den Mannstreu-Arten (Eryngium) und den Kugeldisteln (Echinops) gebildet. Beide lassen sich effektvoll mit Ziergräsern oder filigranen Blütenstauden kombinieren. Dritte im Bunde sind die Gold- und Silberdisteln (Carlina), die vor allem in naturnahen Steingärten zuhause sind. Allen gemein sind nach der Blüte attraktive Fruchtstände, die einen faszinierende Herbst- und Winteraspekte in den Garten bringen. Besonders wertvoll sind sie für Naturgärten, nicht zuletzt wegen der großen Mengen an Nektar und Pollen, die unzählige Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten anlocken.

Der Öhringer Blutstreifling wurde in Baden-Württemberg vom dortigen Landesverband zur Streuobstsorte des Jahres erklärt. Der wohlschmeckende, feste und saftige Apfel war früher als vielseitiger Wirtschaftsapfel geschätzt: Er sich lässt als Tafel-, Saft- und Mostapfel verwenden und eignet sich besonders gut zum Mischen mit säurereichen Sorten. (Bild: Rolf Heinzelmann)

Oehringer Blutstreifling RolfHeinzelmann

 

Die Loki-Schmidt-Stiftung hat die Besenheide (Calluna vulgaris) zur Blume des Jahres gekürt. Sie möchte damit auf ihre Gefährdung aufmerksam machen und sich für den Erhalt von Heidelandschaften einsetzen. Besenheide wächst nämlich an offenen, sauren und sandigen Standorten, typischerweise in der Heide. Diese verwandelt sich jeden Sommer in ein lilafarbenes Meer. Aber auch an Waldrändern, in Sandgruben und Dünen, in Hochmooren, auf älteren Brachen und selbst an Straßenrändern ist die Art zu finden. Die knöchelhohen Halbsträucher können bis zu 40 Jahre alt werden und sind deswegen für viele, teils seltene Insekten eine nachhaltige und verlässliche Futterquelle und Brutstätte. Die ursprünglichen Heidegebiete in Europa sind seit 1850 um über 80 % zurückgegangen. (Bild: Udo Steinhuser/ Loki-Schmidt-Stiftung)

Besenheide UdoSteinhuser

 

Baum des Jahres ist die eher im Norden Deutschlands verbreitete Flatter-Ulme (Ulmus laevis). Wer ihre buschigen Blüten einmal im Wind hat tanzen sehen, weiß woher sie ihren Namen hat. Die Stiftung Baum des Jahres rückt damit eine wenig bekannte Ulmenart ins Rampenlicht, die sich deutlich von ihren bekannteren Schwestern wie Berg- und Feld-Ulme unterscheidet; unter anderem erwies sie sich als deutlich widerstandsfähiger gegen die gefürchtete Ulmenkrankheit, die bei uns kaum noch ausgewachsene Feld-Ulmen übrig gelassen hat. Ursache ist, dass die Flatterulme von dem häufigsten Überträger dieser Krankheit, dem Ulmensplintkäfer, nicht als Wirtspflanze erkannt wird. Trotz dieser Immunität gilt auch diese Ulmenart aufgrund der starken Verluste ihrer Lebensräume in sieben Bundesländern als gefährdet. (Bild: Rudolf Fenner)

Flatterulme 07 Rudolf Fenner

 

Den Titel »Orchidee des Jahres« darf heuer das Dreizähnige Knabenkraut (Neotinea tridentata, Syn. Orchis tridentata) tragen. Ihren Namen wie ihren besonderen Reiz bezieht sie von ihren bis zu 50 Einzelblüten, die den Blütenstand bilden. Sie besteht nämlich neben den fünf kleineren Blütenblättern aus einer »dreizähnigen«, weißen bis hellvioletten Blütenlippe, auf der sich zahlreiche dunkelrot gefärbte Punkte befinden. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in der Mitte Deutschlands, aber auch in der Mitte Bayerns wurden kleinere Vorkommen kartiert. Mit der Ernennung dieser Art möchten die »Arbeitskreise Heimische Orchideen« die Schutzbemühungen um die gefährdeten Halbtrockenrasen-Biotope und damit die Erhaltung der biologischen Vielfalt unterstützen. (Bild: Jutta Haas/AHO-Hessen)

OrchisTridentata Bluetenkopf Jutta Haas AHO Hessen

 

Der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) setzt sich nicht nur für die Erhaltung alter Sorten ein, sondern ruft auch alle 2 Jahre ein neues Gemüse des Jahres aus. Für 2019/20 hat man die Gurke bestimmt. Ursprünglich stammt die Art aus Nordindien, wo sie vor etwa 3.500 Jahren aus ihrer extrem bitteren und kleinfrüchtigen Wildform domestiziert wurde. Im 16. Jahrhundert war sie dann auch in ganz Mitteleuropa bekannt. Bei den modernen Schlangengurken, die erst mit der Verbreitung von Gewächshäusern seit dem späten 19. Jahrhundert gezüchtet wurden, stehen heute kernlose Hybridsorten im Vordergrund, die nicht weitervermehrt werden können. Neben den bekannten Schlangengurken und Einlegegurken gibt es noch eine beachtliche Vielfalt an Formen und Farben. (Bild: Melanie Grabner)

Gurke

Das Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist Heilpflanze des Jahres 2019. Sie ist vielseitig anwendbar, zum Beispiel ein wahrer Segen bei den heute so weit verbreiteten Depressionen sowie äußerlich zur Wundheilung und Hautpflege. Bereits Paracelsus hatte Johanniskraut als eine »Universalmedizin für den ganzen Menschen« bezeichnet. Als sanfte Hilfe bei Verbrennungen sollte Johanniskrautöl in keiner Hausapotheke fehlen. Der NHV Theophrastus möchte mit der Ernennung diese Heilpflanze besonders würdigen, nachdem widersprüchliche Aussagen über Wirksamkeit, Neben- und Wechselwirkungen zu Verunsicherungen geführt hatten. (Bild: Gabriele Hanke)

Johanniskraut GabrieleHanke

 

Der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde in Würzburg benennt demgegenüber die Arzneipflanze des Jahres – und hat dazu den Weißdorn auserkoren. Diese Gehölzart aus der Familie der Rosengewächse beeindruckt einerseits mit zahlreichen Erwähnungen in Sagen und Mythen, vor allem aber durch die seit Jahrhunderten bekannte medizinische Nutzung. Schon in der Antike wurden Weißdorn-Arten etwa gegen Durchfall, Koliken und zur Blutstillung eingesetzt. Gleichzeitig kannten bereits einige nordamerikanische Stämme die herzschützende Wirkung des Weißdorns. Und noch heute wird er als Mittel bei Herz- und Kreislaufschwäche geschätzt, insbesondere aufgrund seiner guten Verträglichkeit ohne Nebenwirkungen. (Bild: iStock)

weissdorn

Tiere des Jahres

Nicht nur für Kinder ist das Reh das Wildtier schlechthin. Und heuer wurde es auch stellvertretend als Jahrespatron ausgezeichnet. Ursprünglich besiedelten die scheuen Einzelgänger die Randzonen von Wäldern und Gebüschen, mittlerweile leben sie auf offenen, fast deckungslosen landwirtschaftlichen Flächen, in strukturreichen Heckenlandschaften und Wäldern und folgen dem Menschen in die Gärten und Parks. Sie sind in Deutschland sehr häufig und müssen zum Glück nicht vor dem Aussterben geschützt werden. Allerdings existieren Konflikte mit der Land- und Forstwirtschaft, die es zu lösen gilt. Als besonders dramatisch gilt die Gefährdung von Rehkitzen durch die Grünlandmahd. (Bild: Michael Tetzlaff)

Reh0259 MichaelTetzlaff

 

1998 war die Feldlerche schon einmal Vogel des Jahres, und der NABU warnte vor dem Aussterben des begabten Sängers. Seither hat sich der Bestand noch einmal um ein Drittel verringert. Der optimale Neststandort für die Bodenbrüterin ist bewachsen und nicht zu dicht bedeckt. Mit der beige bis rötlich-braunen Gefiederfärbung ist sie in ihrem bevorzugten Umfeld, dem Ackerboden, fast nicht zu sehen. Mit ihrem Gesang von der Morgendämmerung bis zum Abend läutet der Vogel alljährlich den Frühling ein. Doch der Himmel über unseren Feldern ist stummer geworden, weil die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft ihre Lebensräume bedrängt. (Bild: Manfred Delpho)

Feldlerche Manfred Delpho

 

Zum Lurch des Jahres hat man dieses Jahr eine der schönsten einheimischen Amphibienarten erhoben, nämlich den Bergmolch (Ichthyosaura alpestris).Vor allem zur Paarungszeit im Frühjahr bieten die blau gefärbten Männchen mit ihren Kontrasten aus dem orangeroten Bauch, schwarzen Flecken auf einem silbrig weißen Seitenband sowie vielen Punkten an Armen und Beinen einen prächtigen Anblick im Teich. Seine Bestände sind noch nicht gefährdet, befinden sich jedoch wie bei allen Amphibien im Rückgang. (Bild: DGHT-Meyer)

Bergmolch maennlich DGHT Meyer

 

Auch mit der Auszeichnung des Schachbrettfalters (Melanargia galathea) zum Schmetterling des Jahres soll auf dessen Bedrohung durch die intensive Landwirtschaft aufmerksam gemacht werden. Der Name bezieht sich auf das Muster auf den Flügeln des 40–50 mm großen Falters. Seine rosa gefärbten Raupen überwintern in der Streu am Erdboden. Entscheidend für das Vorkommen dieser Art sind nährstoffarme blütenreiche Wiesenbereiche, die bis Ende Juli noch nicht gemäht wurden. Nur dort lassen die Weibchen ihre Eier zu Boden fallen. Aufgrund von Düngung und einer frühen Mahd jedoch sind solche Wiesen heute in vielen Teilen Deutschlands zu selten geworden. Um dem schönen Schmetterling zu helfen, ruft die BUND NRW Naturschutzstiftung dazu auf, Wiesen mosaikartig zu mähen und Randstreifen von Bahndämmen, Feldwegen oder Gräben auch mal stehen zu lassen. (Bild: T. Laußmann/BUND NRW)

schachbrett oberseite

 

Die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis)  ist eine echte Frühlingsbotin. Sobald die auffallend pelzige Wildbiene auftritt, ist die Zeit der andauernden Fröste vorüber und Frühjahrsblüher wie Krokusse oder Hyazinthen recken sich der Sonne entgegen. Mit ihr wurde zum zweiten Mal eine Wildbiene zum Insekt des Jahres gekürt. Damit soll auf die große Leistung der Wildbienen hinweisen, die sie als Bestäuber in unseren Ökosystemen vollbringen und dadurch für unsere Nahrungsmittelproduktion äußerst wichtig ist. Rund 700 dieser Arten leben in Mitteleuropa. Die 8–14 mm kleine Mauerbiene nutzt Hohlräume in Mauern und Wänden, aber auch in Totholz, um darin ihre gemörtelten Brutnester anzulegen. Mit Hilfe von Nisthölzern lassen sie sich problemlos im Garten ansiedeln. (Bild: Paul Westrich)

RoteMauerbiene PaulWestrich

 

Libelle des Jahres 2019 darf sich die Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae) nennen. Aufgrund der namensgebenden Schwarzfärbung sind die erwachsenen Männchen gut zu erkennen. Auch ihre Bestände sind in den vergangenen Jahrzehnten stark zurück gegangen. Die kleinste der heimischen Großlibellen gilt daher als Symbol für die bedrohten Moorgewässer. (Bild:Michael Post / GdO)

Schwarze Heidelibelle Weibchen