Wonne im Mai: Waldmeister

Publiziert in Aktuelles

Im Mai – kaum dass unsere Augen all die Blüten, Blätter und Gräser fassen können – zeigt sich die Natur in ihrer ganzen Fülle. Wir werden verwöhnt mit heilkräftigem, frischem Grün, mit Sonne und mit Farbenfülle. Unseren Gaumen verwöhnt jetzt besonders der Waldmeister.
Eine Kolumne von Pflanzenkundlerin Adelheid Lingg


Adelheid Lingg2017Adelheid Lingg's Seminare und Vorträge über das Wesen und die heilenden Kräfte der Pflanzen werden hoch geschätzt - auch auf den Gartentagen Lindau begeistert sie seit Jahren eine eingeschworene Fangemeinde. Die staatlich geprüfte Natur- und Landschaftsführerin betreibt eine Gesundheitspraxis, ist erfolgreiche Buch-Autorin und vielen auch als Kräuterexpertin des Bayerischen Fernsehens bekannt. www.die-leda.de

Waldmeister (Galium odoratum)
Familie der Rötegewächse (Rubiaceae)

Waldmeister ist ein herrliches Duftkraut für Leib und Seele. Warm-würzig und süß steigt es uns in die Nase, wenn die Pflanzen trocknen, weil sie Cumaringlykosid in sich tragen. Erst beim Trocknungsprozess spaltet sich das intensiv duftende Cumarin ab und wir riechen den typischen Waldmeister-, Steinklee- oder Süßgrasduft.

Die Nordischen Mythen berichten von der magischen Kraft der Pflanze. Im Altertum war sie den weiblichen Gottheiten geweiht. So finden wir Waldmeister denn auch in den alten Schriften unter dem Namen „Herba matrisylvae“, was so viel wie das Kraut der Mutter des Waldes, „Waldmutterkraut“, bedeutet. Sinngemäß wurde sie zur Heilung von Frauenkrankheiten eingesetzt und war ein duftender Begleiter zur Geburt.

Als Streukraut für die Böden der Häuser oder zwischen die Wäsche gelegt, vertrieb sein Duft alles Dunkle und öffnete Wohn- und Herzensräume für heitere Freude.

Anwendungen

Tee kann im Heißaufguss oder im Kaltauszug bereitet werden. Waldmeister wirkt als Tee krampflösend, verdauungsfördernd und beruhigend. Er hat einen angenehmen Geschmack und verleibt auch Teemischungen eine Duft- und Geschmacksaufwertung.

Der Tee unterstützt bei Leber- und Gallestörungen und regt die Nieren und die Blase an, mehr Wasser auszuscheiden. Waldmeister hat sich auch als mildes Venenmittel erwiesen, da er die Fließfähigkeit des Blutes verbessert und die Venenwände stärkt.

Tinktur Stärker als der Tee wirken die alkoholischen Auszüge von Waldmeister. Um nach einem „schwarzen Tag“ dennoch in eine himmlische Ruhe der Nacht zu kommen, trinke eine Tasse Schlüsselblumentee, in die du 2–3 Tropfen der Waldmeistertinktur gibst. Die Tinktur wird auch eingesetzt bei Leberstauungen, Darmstörungen und krampfartigen Zuständen, z.B. bei Menstruationskrämpfen, bei Schwermut, Grübelsucht und Wassersucht oder um Hirn und Herz zu stärken.

Duftkissen Waldmeister gemischt mit Melisse, Lavendel, Rosenblüten und etwas Salbei fördert den heiteren, erquicklichen Schlaf, löst Spannungskopfschmerz, vor allem für Kinder und ältere Menschen.

Achtung! Waldmeister sollte nicht zu hoch dosiert werden, da er sonst Kopfschmerzen und Übelkeit verursachen kann, welche er in niedriger Dosierung heilt.

Rezepte

Maibowle mit oder ohne Alkohol

1 kleines Sträußchen angewelkte Waldmeisterstängel, kurz vor der Blüte, werden mit einem Baumwollfaden zusammengebunden und kopfüber in ein Bowlegefäß gehängt. Mit 1 Flasche Weißwein oder 1 Flasche Apfelsaft übergießen, etwa 1– 2 Std. ziehen lassen und entfernen. 1– 2 EL Zucker werden unter Rühren in etwas Mineralwasser solange erhitzt, bis sich der Zucker gelöst hat; dann dem Bowleansatz zugegeben. Das Ganze mit 1 Flasche Sekt oder für die alkoholfreie Variante mit 1 Flasche Mineralwasser auffüllen und genießen!

Außer der Bowle aromatisiert Waldmeister Süßspeisen, Weine, Liköre, Limonaden, Milchspeisen und Gesichtswässer.

Waldmeisterjoghurtcreme:

250 g Joghurt

2 Eigelb

1 TL Honig

10 Stängel blühender Waldmeister

Joghurt mit Eigelb schaumig schlagen und in eine irdene Schüssel (Tonschüssel) geben, die im Wasserbad steht. Waldmeister hinein geben und langsam erhitzen. Dabei mit steigender Temperatur häufiger Rühren, bis die Masse puddingähnlich eindickt. Heiß oder kalt schmeckt die Creme lecker zu Früchten oder Kompott.

Adelheid Lingg