Lavendel (Lavandula angustifolia)

Publiziert in Aktuelles

Familie der Lippenblütler, im Volksmund auch bekannt als Nervenkräutli, Balsamkraut, Waschblume, Schwindelkraut, Blaue Stunde. Sein Name kommt vom lateinischen “lavare“ und bedeutet „waschen“, denn er wurde schon seit altersher für duftende Bäder verwendet.
Eine Kolumne von Pflanzenkundlerin Adelheid Lingg


Adelheid Lingg2017Adelheid Lingg's Seminare und Vorträge über das Wesen und die heilenden Kräfte der Pflanzen werden hoch geschätzt - auch auf den Gartentagen Lindau begeistert sie seit Jahren eine eingeschworene Fangemeinde. Die staatlich geprüfte Natur- und Landschaftsführerin betreibt eine Gesundheitspraxis, ist erfolgreiche Buch-Autorin und vielen auch als Kräuterexpertin des Bayerischen Fernsehens bekannt. www.die-leda.de

Der ausdauernde, etwa 50 cm hohe Strauch liebt sonnige Lagen und gedeiht auch auf magerem Boden gut. Die schnell verhärtenden, vierkantigen Stängel tragen schmale, graugrüne Blätter und Blütenrispen mit blauvioletten Lippenblüten. Ein angenehm würzig-süßer, beruhigender Duft entsteigt der ganzen oberirdischen Pflanze.In Südfrankreich und Italien wächst Lavendel bis auf beachtliche Höhen hinauf wild, während er bei uns nur in den Gärten zu finden ist. Ein regelmäßiger, jährlicher Rückschnitt bewahrt die Pflanze vor dem Verholzen und erhält ihre Blühfreudigkeit.

Lange ist die Liste seiner wertvollen Inhaltsstoffe: ätherische Öle wie Linalool, Linalyl-Azetat, Kampfer, Gerbsäure, Vitamin C, Cumarin, Flavonoide, Glykoside, Zucker und Urolsäure sind nur ein Teil seiner Kraft.

Lavendel wirkt sanft anregend, ohne zu überhitzen, energiespendend, entspannend, klärend, schlaffördernd, krampflösend, antiseptisch (z.B. bei Harnwegsinfektionen), harntreibend, wundheilend, entzündungshemmend, er fördert den Gallefluss und tonisiert den Kreislauf. Er hilft bei Völlegefühl, Blähungen und Verdauungsstörungen, ebenso wie bei nervösem Herzklopfen, Neuralgien und Schwindel. Er hilft den Blutdruck auszugleichen und reinigt das Blut von Giftstoffen. Lavendel ist ein starkes Antiseptikum innerlich wie äußerlich, vertreibt Infektionen und Parasitenbefall.

Lavendel ist DAS Heilmittel für unser Nervensystem so stark wie Baldrian, jedoch ohne suchtbildende Eigenschaften. Nach einem körperlich und geistig anstrengendem Arbeitstag „fährt“ uns Lavendel „herunter“ – wir kommen leichter zur Ruhe und finden in einen entspannten Schlaf. Wenn aber unser Denken durch Unterforderung während des Tages nachts aktiv wird, beruhigt es Lavendel ebenfalls. Immer wenn unser Denkapparat heiß läuft, ist Lavendel der ausbalancierende Helfer in der Not. Er bewahrt uns vor unkontrollierter Reizüberflutung und hilft uns, dass unser System nur Impulse aufnimmt, die für uns gesund sind. Allein der Anblick eines blühenden, blauvioletten Lavendelbusches beruhigt und entspannt.

Hildegard von Bingen verwendete Lavendel – in Wein gesotten oder mit Honig und Wasser gekocht, abgeseiht und lauwarm davon getrunken – bei Schmerzen in der Lunge oder der Leber. Lavendel, so schrieb sie, bereitet reinen Verstand und löst die Kurzatmigkeit der Brust.

Lavendel-Tee reinigt den Kopf bei Erkrankungen der Augen, Ohren, bei Migräne oder Katharren, er verhütet sogar die Neigung zu Schlaganfällen. Bei Wechselbeschwerden und Altersschwäche sollte er regelmäßig getrunken werden. Beachtlich ist seine Wirkung auch bei nervöser Erschöpfung, Spannungskopfschmerz und während der Wehen. Der Tee kann auch zum Gurgeln verwendet werden bei Mandelentzündung, Angina, Zahnfleischaffektionen und Mundgeruch.

Migränetee: Lavendel und Rosmarin werden zu gleichen Teilen gemischt und daraus ein Tee bereitet. Mindestens 4 Wochen lang 1–3 Tassen pro Tag getrunken, verbessert er die Blutversorgung des Gehirns und löst Stauungen im Kopfbereich auf.

Einschlafkissen aus Leinen, Baumwolle oder Seide gefüllt mit getrockneten Lavendelblüten, Melissenblättern, Schlüsselblumenblüten und etwas Hopfen fördert ein gutes Ein- und angenehmes Durchschlafen.

Lavendelräucherung hilft Visionen und Inspirationen zu empfangen und führt in einen leichten Trancezustand. Lavendel ist eine hervorragende Räucherung für alle Neubeginne wie Geburt, Reisebeginn, Neumond, Jahres- oder Berufsanfang oder allgemein für das besegnete, gute Gelingen neuer Lebensabschnitte.

Blütenessenz: Sie entspannt auf allen Ebenen, besonders auf der Gefühlsebene. Die Essenz harmonisiert bei Reizüberflutung und löst nervöse Spannungen, sie reinigt und bringt in Balance. Bei Überforderung der spirituellen Kräfte oder Erschöpfung des physischen Körpers gibt Lavendel den notwendigen Abstand zu den Dingen, um klären und lösen zu können.

Bei Aufregungen, die mit Sehstörungen oder Verspannungen des Nackens und der Schultern verbunden sind, beruhigt die Essenz und lehrt uns das rechte Maß der Dinge. Was sich angestaut hat, kommt ins Fließen – ob Körpersäfte oder Gedanken.

Lavendel –Tinktur: Eignet sich bei Kopfschmerzen, Depressionen und Unruhezuständen, wenn dabei 2–3-mal zwei Tropfen in etwas Wasser eingenommen werden. Äußerlich mit Wasser verdünnt bei Haarausfall oder Rheuma anzuwenden.

Lavendeleis

  • 300 ml Milch
  • 200 ml Sahne
  • 70–100 g Zucker
  • ½ Vanilleschote
  • 3 Eier
  • 3 Eigelb
  • 75 g geröstete Mandelblättchen
  • 2 EL Lavendelblüten
  • 20 ml Cognac

Zubereitung:

Milch mit Sahne, der Hälfte des Zuckers und der aufgeschlitzten Vanilleschote aufkochen. Eier und Eigelbe mit dem restlichen Zucker in einer Metallschüssel über dem heißen Wasserbad schaumig schlagen. Vanilleschote aus der Milch-Sahne-Mischung nehmen, diese noch heiß unter die Schaummasse schlagen. Die Schüssel vom Wasserbad nehmen. Mandelblättchen und Lavendelblüten unter die Masse ziehen und auf Eis kalt rühren. Den Cognac untermischen, alles mit dem Pürierstab pürieren und durch ein Sieb passieren. 100 ml der Masse kalt stellen, den Rest für mehrere Stunden in das Gefrierfach. Ungefrorene Lavendelmasse mit dem gefrorenen Eis mit dem Mixer aufschlagen. Lasst es euch munden!

Buchtipp: Das Heilpflanzenjahr, von Adelheid Lingg, Kosmos Verlag Stuttgart, € 19,99

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