Pflanzenschutz aus dem Kuriositätenkabinett

Publiziert in Aktuelles

Neben den vielen verschiedenen allgemeinen Pflanzenfragen der Besucher der Bundesgartenschau Heilbronn gibt es auch immer wieder Geschichten, über die ich schmunzeln oder einfach nur den Kopf schütteln kann. So verriet mir neulich zum Beispiel eine Frau ihr persönliches Geheimrezept für die Blühfreudigkeit ihrer Gartenpflanzen.

Ein "Livebericht" von der BUGA von Pflanzenärztin Dr. Tina Balke


Tina BalkeDr. sc. agr. Tina Balke ist Pflanzenärztin. An sie wenden sich Garten- und Zimmerpflanzenbesitzer ebenso wie Profi-Gärtner, die Probleme mit erkrankten oder schädlingsbefallenen Pflanzen haben und wissen wollen, wie sie diese wieder loswerden. Die Diplom-Agraringenieurin und promovierte Phytomedizinerin bietet eine Online-Beratung und in der Region Bodensee-Oberschwaben auch Vor-Ort-Termine an. www.die-pflanzenaerztin.de  

Demnach zerkleinert sie in einer namhaften Küchenmaschine ein Gemisch aus Bananen- und Eierschalen und hebt dann „vorsichtig“ eine Masse aus Kaffeesatz darunter. An einem so liebevoll zubereiteten Brei ist nichts auszusetzen. Allerdings bleibt die genaue Nährstoffzusammensetzung dieser Mixtur ungenau, so dass es eine Düngung nach Gefühl und nicht nach dem Bedarf der Pflanzen bleibt. Es bleibt also Glückssache, ob man mit dieser Mixtur den Pflanzen nachhaltig hilft oder nicht.

Über folgende Geschichte konnte ich allerdings nur den Kopf schütteln. Ein älterer Herr schildert mir ganz stolz, dass er in seinem Garten „alle Schädlinge gut im Griff hat“. Sein „natürliches“ Patentrezept ist eine Nikotinbrühe. Dazu sammelt er in seiner Stammkneipe die Zigarettenstummel und köchelt sich daraus einen Sud, mit dem er die Schädlinge besprüht. Allein die Vorstellung, wie er dieses eklige Gemisch auf seinem Herd ansetzt, ließ mich nur schütteln. Und erst recht die Tatsache, dass solch ein Gebräu ein echter Gift-Cocktail für alle Lebewesen und die Umwelt ist. Der Herr war sich darüber gar nicht bewusst und versprach mir in die Hand, zukünftig davon abzulassen.

Gut zu wissen:
In einem Bericht der Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit Baden-Württemberg in Stuttgart aus dem Jahre 2017 kann man zu dem Thema Folgendes nachlesen:
„Auf verschiedenen Foren für Gärtnerei oder Haushaltstipps im Internet finden sich ‚Rezepte‘, wie man aus Tabak ein vermeintlich natürliches, ökologisches und dennoch sehr wirksames Mittel gegen Schädlinge herstellen kann. … Tatsächlich finden wir vereinzelt auffällige Rückstände an Nikotin in Obst- und Gemüseprodukten, auch aus Deutschland. Dabei ist Nikotin sehr giftig und von der Anwendung des Tabaks als ‚ökologisches‘ oder gar ‚harmloses Pflanzenschutzmittel‘ ist dringend abzuraten! ...
Nikotin ist ein Nervengift, das für den Menschen und in noch höherem Maße für Insekten schädlich ist. Es kann natürlich in Pflanzen wie z.B. den Nachtschattengewächsen vorkommen, abgesehen vom Tabak sind die Gehalte hier jedoch gering. Der Stoff gehört mit zu den giftigsten Pestiziden, die einmal in Europa zugelassen waren. Während Nikotin in Drittländern teilweise noch angewendet wird, als Pestizidwirkstoff oder als Tabakzubereitung, ist der Stoff auf Grund seiner hohen Giftigkeit in der EU bereits seit 2010 nicht mehr als Pestizidwirkstoff in Pflanzenschutzmitteln zugelassen.“

FeigenIn einem anderen Fall echauffierte sich ein schickes Ehepaar ausführlich über ihren vergangenen Italienurlaub. Im Garten ihres Ferienhauses seien die Früchte am Feigenbaum in diesem Jahr nicht so süß und reif gewesen wie in der Vergangenheit. Woran das denn wohl läge? Wir reden über den Einfluss von Temperatur-, Regen-, und Lichtverhältnissen auf den Reifungsprozess und die Einlagerung von Zuckern in Früchte. Wir reden über die allgemeine „Wetterlage der Nation“ usw. Es entspinnt sich ein längeres Gespräch, bei dem ich den Eindruck gewinne, sie wollten einfach nur mal den Frust über ihren in diesem Jahr getrübten Italienurlaub loswerden. Echte Luxusprobleme!

Bis zum nächsten Mal & viele Grüße aus Heilbronn
von Ihrer Pflanzenärztin Dr. Tina Balke

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